Tristesse globale. Intra- und interkulturelle Fremdheit in den Romanen Christian Krachts - Dr. Stefan Hermes - Universität Hamburg
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Tristesse globale. Intra- und interkulturelle Fremdheit in den Romanen Christian Krachts
Die literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Werk Christian Krachts hat in jüngster Zeit eine signifikante Verschiebung erfahren: Inzwischen wird nicht mehr ausschließlich diskutiert, wie Krachts Texte im deutschsprachigen Pop-Diskurs zu verorten sind, sondern zunehmend auch danach gefragt, auf welche Weise sie interkulturelle Begegnungen inszenieren. In diesem Zusammenhang wird gelegentlich behauptet, der Autor perpetuiere einen eurozentrischen, ja kolonialen Blick auf fremde Kulturen.
In meinem Vortrag möchte ich jedoch zeigen, dass es wenig plausibel ist, einen derartigen Vorwurf an Krachts Romane heranzutragen. Diese nämlich inszenieren das Europäische niemals als höherwertig; vielmehr wird implizit bestritten, dass sich Kulturen überhaupt klar voneinander abgrenzen lassen: Verfahren der Hybridisierung führen mithin dazu, dass kulturalistische Hierarchisierungen als fragwürdig exponiert werden. Eine weltbürgerliche Idylle ergibt sich daraus allerdings keineswegs: Denn gängige Differenzkonstruktionen werden bei Kracht nicht zuletzt vermittels eines - freilich karikativ überzeichneten - universalistischen Nihilismus nivelliert.