Erinnerungsarbeit als emanzipatorisches Lernprojekt - Frigga Haug - Universität Hamburg
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Erinnerungsarbeit als emanzipatorisches Lernprojekt
Angefangen hatte es mit dem naiven Verlangen, auf diese Weise recht schnell und umfassend eine Sammlung von Sozialisationserfahrungen von Frauen zu erstellen, die, womöglich weltweit, die vergessenen Frauen in den Sozialwissenschaften nachtragen könnte.
Die Schwierigkeiten lagen nicht im Mangel an Leidenschaft oder auch nur an Menschen, die solches mit unternehmen wollten. Die Schwierigkeiten lagen ebenso wie jetzt die Ergebnisse in der Sache selbst. Immer deutlicher zeigte sich, dass es uns ging wie Gulliver bei der Reise zu den Zwergen: Wir waren an allen Haaren einzeln gefesselt und hineingewoben in den gesellschaftlichen Herrschaftszusammenhang, und die zunächst schlichte Aufgabe wurde ein Werk, die Loslösung aus so vielen Fesseln anzugehen.
So wurde bald klar, unsere Aufgabe konnte nicht sein, einfach ein Wissen zu erarbeiten, um es sodann zu verbreiten. Erinnerungsarbeit stellte sich vielmehr als Prozess heraus, der selbst als Weg auch Ziel war und zugleich Aufbruch und Veränderungsimpuls, der sich auf die Bedingungen unseres Handelns und Seins erstrecken musste.