Neue Herausforderungen brauchen neue Lösungen: Die Krise der Ostseefischerei und Lösungen testen in Reallaboren - Dr. Heike Schwemmer, Kai de Graaf - Universität Hamburg
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05.04.2023
Neue Herausforderungen brauchen neue Lösungen: Die Krise der Ostseefischerei und Lösungen testen in Reallaboren
Die kleine Küstenfischerei der westlichen Ostsee steht unter massiven Druck – ein Strukturwandel ist in vollem Gange. Bedingt ist diese Entwicklung maßgeblich durch die negative Veränderung des Ökosystems Ostsee, hervorgerufen durch zahlreiche anthropogene Einflüsse wie Überfischung und Landwirtschaft, aber auch den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels. Darunter leiden die marine Artenvielfalt und insbesondere die Fischereiressourcen der westlichen Ostsee, vor allem die Bestände von Hering und Dorsch, die Jahrzehnte als Brotfischarten der deutschen Küstenfischerei galten. Infolgedessen ist die kleine Küstenfischerei, eine Fischerei reich an Tradition und Kultur, durch den starken Rückgang dieser Bestände in ihrer Existenz gefährdet. Ferner leidet diese Fischerei verstärkt unter räumlichen Konflikten mit bspw. geplanten Offshore-Windparks, nötigen Naturschutzgebieten zur Reduktion des Biodiversitätsverlusts und dem zunehmenden Küstentourismus.
Mit dem Wissen über diese vielfältigen zunehmenden Raum- und Ressourcenkonflikte stellt sich die Frage, wie eine kleine Küstenfischerei in Anbetracht von Nachhaltigkeitszielen zukünftig aussehen könnte?
Eine Methode, sich dieser Aufgabe zu stellen, ist ein Reallabor. Hier arbeiten Praxisakteure (u.a., Fischer, Touristiker) und Forschung gemeinsam daran, Lösungsideen für Probleme zu entwickeln, diese zu testen und anzupassen, bis praxistaugliche Lösungen gefunden sind. In diesem Prozess besteht eine Hauptaufgabe darin, Konflikte zwischen diesen Nutzer- und Interessengruppen sowie der Zivilgesellschaft nachhaltig zu lösen.
Das Hauptziel ist daher die Entwicklung von wissenschaftlichem und politischem Handlungswissen, um der Küstenfischerei der westlichen Ostsee in eine nachhaltige Zukunft zu helfen und gleichzeitig die Bedürfnisse des Schutzes der biologischen Vielfalt, des Tourismus und der Erzeugung erneuerbarer Energien zu berücksichtigen.
Wie kann also die Methode des Reallabors dazu beitragen, dass wir auch zukünftig noch eine kleine Küstenfischerei an den Häfen der westlichen Ostsee vorfinden?
Und welchen Herausforderungen, aber auch Chancen, birgt dieser Ansatz?
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Meere und Küstenräume werden zunehmend genutzt. Die sogenannte "Blue Economy" zählt zu den weltweit am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweigen. Gleichzeitig sind sie der Klimaänderung besonders ausgesetzt und ihnen kommt bei der Bekämpfung des Klimawandels eine besondere Rolle zu. Um den Naturraum und seine Ressourcen vor diesen zunehmenden Belastungen zu schützen sollen mindestens 10% der Meeresgebiete unter Schutz gestellt werden. In der EU sind mehr als 12% der Meeresgebiete als Schutzgebiete ausgewiesen, damit hat die EU die internationalen Abkommen erfüllt, genaue Schutzmaßnahmen sind allerdings nur für einen Bruchteil dieser Gebiete festgeschrieben.
Die Auswirkungen von zunehmender Nutzung der Meere und die Entwicklung von Schutzkonzepten und Handlungsoptionen, für eine nachhaltige Nutzung von Meeresressourcen, erforscht die Forschungsmission "sustainMare: Schutz und nachhaltige Nutzung mariner Räume" der Deutschen Allianz Meeresforschung.
In unserer Ringvorlesung berichten wir aus der Mission über Hintergründe und Ergebnisse unserer Arbeit. Einzelne Aspekte werden durch in sich abgeschlossene Vorträge fachlich kompetent und allgemein verständlich erläutert. Dabei wird ein breites Spektrum von der Energiewende in Nord- und Ostsee über Klimawandel an der Küste und den Schutz der Biodiversität bis hin zu Gefahren durch Munitionsaltlasten im Meer thematisiert.
Die Forschungsmission sustainMare wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unter dem Förderkennzeichen 03F0911A gefördert. Weitere Informationen finden Sie auf der Website www.sustainMare.de.
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