Angst als überlebenswichtige Fähigkeit / Zwang als Bewältigung? - Prof. Dr. Thomas Bock, Prof. Dr. Lena Jelinek, Ralf von Irre menschlich e.V. - Universität Hamburg
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17.01.2023
Angst als überlebenswichtige Fähigkeit / Zwang als Bewältigung?
Bock auf Dialog?
Angst ist eine überlebenswichtige Fähigkeit, Angstbewältigung die Basis jede/r Kultur oder Religion. Warum läuft sie manchmal aus dem Ruder? Rituale können Ängste bändigen. Vielleicht bietet unsere Kultur inzwischen zu wenig davon. Greifen wir deshalb auf Zwänge zurück? Wann und warum wird aus dem Schutzmechanismus ein Gefängnis? Welche Rolle spielt Psychotherapie? Ergänzen sich die Schulen? Bewegen sie sich aufeinander zu? Welche Rolle spielt, dass Existenzängste heute berechtigter sind denn je? Wie können wir konstruktiv umgehen mit unserer Angst um die Natur, den Frieden, die Solidarität, unsere Gemeinschaft, um die Welt? Wird die Unterscheidung von gesunder und kranker Angst dann sinnlos?
Dr. Thomas Bock im Gespräch mit Prof. Lena Jelinek und Ralf
Produziert von mariquadrat - Filme für den Wissenstransfer (www.mariquadrat.de)
Mit freundlicher Unterstützung von der Deutschen Rentenversicherung Nord
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Zur Anthropologie von Gesundheit und Krankheit in der Psychiatrie
Psychische Erkrankungen gelten als Volkskrankheiten. Mindestens ein Drittel aller Menschen wird im Leben mit psychiatrischer Hilfe zu tun bekommen. Wird die Menschheit (psychisch) kränker? Oder unser Verständnis von Erkrankung menschlicher? Laufen wir in Gefahr, Probleme zu psychiatrisieren, die eher gesellschaftliche Lösungen erfordern? Wieso werden in dem Irrsinn, in dem wir leben, nicht alle verrückt?
Psychische Störungen haben mit zutiefst menschlichen Themen und Konflikten zu tun, psychiatrische Diagnosen sind philosophisch zu überdenken. Wir dürfen über die Spezialisierung auf Transmittel und Synapsen nicht den Blick auf den ganzen Menschen verlieren. Wir müssen noch fragen können: Was hat die Depression mit Scham, die Manie mit der Flucht aus Überanpassung und was haben beide mit dem Verlust von Zeitgefühl zu tun? Sind Menschen in Psychosen vor allem dünnhäutig, sodass innere Dialoge zu äußeren werden und auch reale Ereignisse filterlos eindringen? Wie weit sind Ängste lebensnotwendig, Zwänge Schutzmechanismen und Süchte Ausdruck haltloser Suche; wo sind alle drei nicht nur individuell riskant, sondern kulturell prägend. Wer stört wen, wenn wir von Persönlichkeitsstörungen sprechen? Und erfassen wir noch, dass die zugrundeliegenden Spannungsfelder zwischen Nähe und Distanz, Autonomie und Bindung, Anpassung und Widerstand alle Menschen betreffen? – Wie müssen Hilfen aussehen, die nicht nur annehmbar sind, sondern auch helfen, die überwältigenden Erfahrungen wieder anzueignen und die eigenen Bewältigungsstrategien zu stärken.
Die Vorlesungs-Dialoge lassen Experten zu Wort kommen, die über den Tellerrand schauen.
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