Sucht – eine Form von Suche und Versuchung? - Prof. Dr. Thomas Bock, Dr. Martin Reker, Timo Schüsseler - Universität Hamburg
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Videokatalog
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13.12.2022
Sucht – eine Form von Suche und Versuchung?
Bock auf Dialog?
Sucht ist verbreitet und vielfältig – kann auf Stoff oder Handeln bezogen sein. Es war ein Fortschritt, Sucht nicht mehr als Sünde oder Versagen, sondern als Krankheit zu begreifen; doch die Balance zwischen Abhängigkeit und Freiheit sowie zwischen maßvollem und maßlosem Handeln oder Begehren betrifft jeden Menschen. Anthropologisch haben Rauschzustände eine lange Geschichte; doch waren die möglicherweise früher stärker kulturell eingebunden. Was bedeutet das für die notwendige Vielfalt von Hilfen und Prävention. - Warum haben manche Menschen ein höheres Suchtrisiko als andere? Gibt es Beziehungserfahrungen und Arbeitsbedingungen, die vor Sucht bewahren oder hineintreiben können? Warum sollten Angehörige mehr einbezogen und Strukturen flexibel werden und Therapeuten weniger verurteilen und vollständiger wahrnehmen? Ein Plädoyer für mehr Individualität in der Suchthilfe und mehr Politik in der Prävention.
Dr. Thomas Bock im Gespräch mit Dr. Matin Reker und Timo Schüsseler
Produziert von mariquadrat - Filme für den Wissenstransfer (www.mariquadrat.de)
Mit freundlicher Unterstützung von der Deutschen Rentenversicherung Nord
Literatur:
1. Reker, Martin: Menschen mit Alkoholabhängigkeit begleiten
https://psychiatrie-verlag.de/product/menschen-...
2. Reker, Martin et al.:psycho-logik - Eigen- und Fremdverantwortung
https://www.nomos-shop.de/karl-alber/titel/psyc...
3. Schüsseler, Timo: Vom Nullpunkt in ein neues Leben
https://shop.tredition.com/booktitle/Vom_Nullpu...
4. Dörner, Klaus et al. (Hg.): Irren ist menschlich (Kapitel 8 zum Thema Abhängigkeit)
https://www.irren-ist-menschlich.de/project/buch/
5. Timo Schüsselers Präventionsarbeit:
https://home.benecke.com/publications/alkoholis...
6. Weitere Zugänge zur Arbeit mit Suchtkranken von Dr. Martin Reker:
www.martin-reker.de
www.cra-kongress.de
www.evkb.de
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Zur Anthropologie von Gesundheit und Krankheit in der Psychiatrie
Psychische Erkrankungen gelten als Volkskrankheiten. Mindestens ein Drittel aller Menschen wird im Leben mit psychiatrischer Hilfe zu tun bekommen. Wird die Menschheit (psychisch) kränker? Oder unser Verständnis von Erkrankung menschlicher? Laufen wir in Gefahr, Probleme zu psychiatrisieren, die eher gesellschaftliche Lösungen erfordern? Wieso werden in dem Irrsinn, in dem wir leben, nicht alle verrückt?
Psychische Störungen haben mit zutiefst menschlichen Themen und Konflikten zu tun, psychiatrische Diagnosen sind philosophisch zu überdenken. Wir dürfen über die Spezialisierung auf Transmittel und Synapsen nicht den Blick auf den ganzen Menschen verlieren. Wir müssen noch fragen können: Was hat die Depression mit Scham, die Manie mit der Flucht aus Überanpassung und was haben beide mit dem Verlust von Zeitgefühl zu tun? Sind Menschen in Psychosen vor allem dünnhäutig, sodass innere Dialoge zu äußeren werden und auch reale Ereignisse filterlos eindringen? Wie weit sind Ängste lebensnotwendig, Zwänge Schutzmechanismen und Süchte Ausdruck haltloser Suche; wo sind alle drei nicht nur individuell riskant, sondern kulturell prägend. Wer stört wen, wenn wir von Persönlichkeitsstörungen sprechen? Und erfassen wir noch, dass die zugrundeliegenden Spannungsfelder zwischen Nähe und Distanz, Autonomie und Bindung, Anpassung und Widerstand alle Menschen betreffen? – Wie müssen Hilfen aussehen, die nicht nur annehmbar sind, sondern auch helfen, die überwältigenden Erfahrungen wieder anzueignen und die eigenen Bewältigungsstrategien zu stärken.
Die Vorlesungs-Dialoge lassen Experten zu Wort kommen, die über den Tellerrand schauen.
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