Beef, Bohnen, Brühe. Kalorienzählen und soziale Ordnung in den USA, 1880-1930 - Nina Mackert - Universität Hamburg
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Beef, Bohnen, Brühe. Kalorienzählen und soziale Ordnung in den USA, 1880-1930
Im späten 19. Jahrhundert wurde die Kalorie in den USA als Maßeinheit für den Energiegehalt von Nahrung eingeführt. Produktive Ernährungswissenschaftler suchten seitdem experimentell zu ergründen, wie viele Kalorien ein menschlicher Körper für welche Leistung brauchte. Reformerinnen lehrten Arbeiterfamilien, möglichst wenig Geld für möglichst viele Kalorien auszugeben. Einige Dekaden später wurde die Kalorie als Diätmethode der Mittelklasse populär. Diese Praxis war von der Pflicht und Freiheit gekennzeichnet, sich in der entstehenden Konsumgesellschaft selbst zu führen. Nina Mackert zeigt in ihrem Vortrag anhand der frühen Geschichte der Nahrungskalorie, wie unterschiedliche Praktiken des Kalorienzählens dazu beigetragen haben, die Gesellschaft sozial zu ordnen.
Moderation: Christoph Strupp
---Schön, Gesund und Produktiv? Der menschliche Körper als Thema der Zeitgeschichte
Der Körper ist im Gerede. Im Alltag sind wir permanent angehalten. ihn zu pflegen und zu formen. Health- oder Schlaf-Apps und Schrittzähler vermessen ihn. Tabellen informieren und über Normen und Abweichungen. ExpertInnen wie Laien sorgen sich um die richtige Balance zwischen guter Ernährung, ausreichend Ruhe und Phasen gesunder Aktivität.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass das Interesse am Körper in der Moderne zunahm. Die Industrialisierung beförderte Fragen nach körperlicher Leistungsfähigkeit und Effizienz. Nationale Identifikation und Rassismus funktionierten nicht zuletzt über die Ausgrenzung "anderer", "defekter" oder "hässlicher" Körper. Geschlechter- und Klassenunterschiede wurden auch mit dem jeweiligen Wissen über den Körper begründet. Aber was galt wann als gesund, schön oder produktiv? Wer hatte die Deutungsmacht darüber? Auf welche Weise prägten Erwartungen an den menschlichen Körper sowie konkrete körperbezogene Praktiken Gruppenidentität und Selbstbilder?
In fünf Vorträgen über den Schlaf, das Impfen, die Kalorie, das Doping und das fordistische Leistungsdenken wird diesen Fragen nachgegangen und ausgelotet, wie der Körper zu einem spannenden Gegenstand zeitgeschichtlicher Forschung werden kann.