Konjunkturen von "1968". Mediale Bewertungen und Selbstthematisierungen ehemaliger Akteure - Detlef Siegfried - Universität Hamburg
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Konjunkturen von "1968". Mediale Bewertungen und Selbstthematisierungen ehemaliger Akteure
Hat "1968" eine "Fundamentalliberalisierung" (Jürgen Habermas) der Bundesrepublik bewirkt oder im Grunde nur den Totalitarismus der Naziväter reproduziert? Die Deutungen dieses historischen Ereignisbündels könnten gegensätzlicher nicht sein. Sie veränderten sich im Laufe der 50 Jahre, die seitdem vergangen sind, ohne an Polarisierungskraft zu verlieren. Wer sich selbst als "68er" bezeichnete, ob die Medien ein positives oder negatives Bild von "1968" zeichneten - das hatte immer auch mit dem jeweiligen historischen Kontext zu tun. So wollten auf dem Höhepunkt der neuen sozialen Bewegungen in den 1980er Jahren viele "68er" gewesen sein, während ihre Zahl nach dem Zusammenbruch des Kommunismus rapide abnahm. Was sagt es über die politische Kultur der Gegenwart aus, wenn heute selbst ehemalige "68er" sich als rote Nazis betrachten und prominente Politiker von AfD und CDU ihren angeblich dominierenden Einfluss auf die öffentliche Meinung überwinden wollen?
--- 2018 jährt sich "1968" zum fünfzigsten Mal. Die große Mehrheit assoziiert damit wohl bestimmte Bilder, wie das des erschossenen Benno Ohnesorg, des Reden haltenden Rudi Dutschke oder der unbekleideten Mitglieder der Kommune I. Doch können die vielfältigen Ereignisse und (auch globalen) Entwicklungen, die heute für "1968" stehen, nicht auf einige Bilder und Parolen reduziert werden. Die Veranstaltungen der Reihe behandeln Ereignisse sowie soziale und politische Transformationsprozesse, die mit der Chiffre "1968" in Verbindung gebracht werden, und ihre Deutungen. Dabei werden auch Ereignisse und Akteure in den Blick genommen, die bisher weniger mit "1968" in Zusammenhang gestellt wurden. Ziel ist, nicht nur die Ereignisse zu historisieren, die heute für "1968" stehen, sondern auch über Erinnerungen und Wirkungen in den folgenden Jahrzehnten nachzudenken und damit allzu eingängigen Narrativen über Erfolge oder Scheitern von "1968" abgewogeneren Deutungen entgegenzusetzen.