Silke Satjukow: "Bankert!" Besatzungskinder in Deutschland nach 1945 - Prof. Dr. Silke Satjukow - Universität Hamburg
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Silke Satjukow: "Bankert!" Besatzungskinder in Deutschland nach 1945
"1945. Das Ende des Zweiten Weltkriegs. Ein Epochenwechsel". Eine Vortragsreihe der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und des Historischen Seminars der Universität Hamburg.
Silke Satjukow (Otto von Guericke Universität Magdeburg)
„Bankert!“ Besatzungskinder in Deutschland nach 1945
Im Frühjahr 1945 marschierten alliierte Truppen in Deutschland ein, neun Monate später kamen die ersten Besatzungskinder zur Welt. Im ersten Nachkriegsjahrzehnt wurden etwa 400.000 Kinder geboren, deren Väter feindliche Soldaten und deren Mütter zumeist junge Deutsche waren. Nur in den seltensten Fällen erkannten die Männer ihre Vaterschaft und ihre Verantwortung amtlich an. Zeit ihres Lebens trugen diese Kinder daher ein doppeltes Stigma: Sie waren von unehelicher Geburt und Kinder einer Vergewaltigung oder gar einer Beziehung mit dem verhassten Feind. Ihr soziales Umfeld grenzte sie aus, verhöhnte und misshandelte sie psychisch und physisch. Während Briten, Amerikaner und Russen weder an den Müttern noch an ihrem Nachwuchs Interesse zeigten, organisierten die Franzosen geheime Babytransporte nach Paris und nach Nordafrika. Dort bekamen die Kinder neue Identitäten und wurden zur Adoption freigegeben – das Schicksal dieser „Franzosenkinder“ blieb bis heute im Dunkeln. Der Vortrag zeichnet die Geschichte dieser lange beschwiegenen Kinder nach. Es zeigt sich, dass die „Ankunft“ der Besatzungskinder in den beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften nicht nur Probleme und Risiken, sondern auch Chancen barg. Sie blieben durchaus nicht nur drangsalierte und diskriminierte Opfer. Allein durch ihr Dasein stellten sie eine ständige Herausforderung für ihr Umfeld dar; sie avancierten so zu Medien europäischer und transatlantischer Aushandlungs- und Annäherungsprozesse. Und sie wurden den von der nationalsozialistischen Rassenideologie geprägten Deutschen zu wesentlichen Vermittlern neuer, weltläufiger und liberaler Wertewelten.
Das Buch "Bankerte!" Besatzungskinder in Deutschland 1945 von Silke Satjukow und Rainer Gries ist im Februar 2015 im Campus-Verlag erschienen.
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1945. Das Ende des Zweiten Weltkriegs
Vortragsreihe der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und des Historischen Seminars der Universität Hamburg
Das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren nehmen die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) und das Historische Seminar der Universität Hamburg zum Anlass für eine gemeinsame Ringvorlesung, in der die Folgen des Zweiten Weltkriegs aus deutscher, europäischer und globaler Perspektive betrachtet werden.
Das Weltkriegsende markiert einen Epochenwechsel. In einer sozialhistorischen Perspektive ist das 20. Jahrhundert durch den Zweiten Weltkrieg in eine „katastrophische“ und eine „goldene“ Hälfte geteilt worden (Eric Hobsbawm). Nach einer kurzen Phase gemeinsamer alliierter Politik nach 1945 prägte ein neues System des Kalten Kriegs für ein halbes Jahrhundert die internationalen Beziehungen, aber auch die innenpolitischen Ordnungssysteme: im Westen eine von den USA dominierte demokratisch-kapitalistische Ordnung und im Osten ein von der Sowjetunion beherrschter Sozialismus .
In der Vortragsreihe steht die These des mit dem Jahr 1945 verbundenen Epochenwechsels im Mittelpunkt und wird anhand verschiedener thematischer Zusammenhänge diskutiert: die Schicksale der Opfer von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg, der Komplex von Zerstörung und Wiederaufbau, die Erfahrungswelten von Kriegs- und Besatzungskindern, die enorme Migration, aber auch die Dekolonialisierung. Die Analyse der Folgen des Krieges sowie der neuen wirtschaftlichen und politischen Ordnungen der Welt verweist dabei stets auf Kontinuitäten aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts, die das zeitgenössische Geschehen erst verstehen lassen.