Vom arbeitenden zum konsumierenden Körper? Ein zeitgeschichtliches Narrativ auf dem Prüfstand - Peter- Paul Bänziger - Universität Hamburg
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Vom arbeitenden zum konsumierenden Körper? Ein zeitgeschichtliches Narrativ auf dem Prüfstand
In Überblicksdarstellungen wie Einzelstudien wird die Geschichte des 20. Jahrhunderts gerne als Geschichte einer sukzessiven Ablösung der Arbeitsgesellschaft der ersten Jahrhunderthälfte durch die Konsumgesellschaft der vergangenen Jahrzehnte erzählt: Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wie für die individuelle Identität habe zunächst die Arbeit im Zentrum gestanden; heute sei es vor allem der Konsum. Dagegen fragt Peter-Paul Bänziger in seinem Vortrag mit Blick auf körpergeschichtliche Forschungen, ob Konsum und Arbeit nicht besser als zwei Seiten einer Medaille verstanden werden sollten. Mit anderen Worten: Können wir im 20. Jahrhundert nicht vor allem Transformationen einer um 1900 etablierten Konsum- und Arbeitsgesellschaft beobachten?
Moderation: Knud Andresen
---Schön, Gesund und Produktiv? Der menschliche Körper als Thema der Zeitgeschichte
Der Körper ist im Gerede. Im Alltag sind wir permanent angehalten. ihn zu pflegen und zu formen. Health- oder Schlaf-Apps und Schrittzähler vermessen ihn. Tabellen informieren und über Normen und Abweichungen. ExpertInnen wie Laien sorgen sich um die richtige Balance zwischen guter Ernährung, ausreichend Ruhe und Phasen gesunder Aktivität.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass das Interesse am Körper in der Moderne zunahm. Die Industrialisierung beförderte Fragen nach körperlicher Leistungsfähigkeit und Effizienz. Nationale Identifikation und Rassismus funktionierten nicht zuletzt über die Ausgrenzung "anderer", "defekter" oder "hässlicher" Körper. Geschlechter- und Klassenunterschiede wurden auch mit dem jeweiligen Wissen über den Körper begründet. Aber was galt wann als gesund, schön oder produktiv? Wer hatte die Deutungsmacht darüber? Auf welche Weise prägten Erwartungen an den menschlichen Körper sowie konkrete körperbezogene Praktiken Gruppenidentität und Selbstbilder?
In fünf Vorträgen über den Schlaf, das Impfen, die Kalorie, das Doping und das fordistische Leistungsdenken wird diesen Fragen nachgegangen und ausgelotet, wie der Körper zu einem spannenden Gegenstand zeitgeschichtlicher Forschung werden kann.