„Nationale Opposition“ in der demokratischen Gesellschaft. Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis heute - Kirsten Heinsohn, Gideon Botsch, Dr. Oliver von Wrochem - Universität Hamburg
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„Nationale Opposition“ in der demokratischen Gesellschaft. Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis heute
Donnerstag, 1.12.2016, 18.30 Uhr
„Nationale Opposition“ in der demokratischen Gesellschaft. Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis heute
Gideon Botsch (Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien e. V. Potsdam) im Gespräch mit Oliver von Wrochem (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)
Moderation: Kirsten Heinsohn (FZH)
(Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme)
Staat und Gesellschaft in Deutschland haben sich seit Gründung der Bundesrepublik nach und nach demokratisiert, pluralisiert und zivilisiert. Doch darf die „nationale Opposition“, die Fundamentalopposition von rechts, nicht als Fremdkörper in dieser Gesellschaft betrachtet, sondern muss als eines ihrer charakteristischen Elemente begriffen werden. Periodisch wiederkehrende rechtsextreme Mobilisierungen – wie die Hakenkreuzschmierwelle 1959/60, die Wahlerfolge der NPD in den 1960ern oder das Münchner Oktoberfestattentat 1980 – haben das Problem der Verankerung demokratischen Bewusstseins und der Stabilität der demokratischen Verfassung wiederholt auf die politische Tagesordnung gesetzt. Die Ausgrenzung rechtsextremer Positionen markierte deutlich den Spielraum dessen, was sich in die politische Kultur der Bundesrepublik Deutschland integrieren ließ. Der Vortrag gibt eine Übersicht über die Entwicklung des „nationalen Lagers“ und fragt nach den Ursachen für dessen erstaunliches Beharrungsvermögen.
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1969 beschwor Willy Brandt in seiner Regierungserklärung die deutsche Gesellschaft „Wir wollen mehr Demokratie wagen“, 2009 ermahnte der amerikanische Präsident in einer Rede vor ägyptischen Studierenden, dass „Wahlen allein […] noch keine Demokratie“ machen. Beide Politikern wollten daran erinnern, dass Demokratie ‚gemacht‘ werden muss - von Gruppen, von Einzelnen, von organisierten Verbänden, nur dann kann sie lebendig sein.
Wie aber wird Demokratie zu einer politischen und gesellschaftlichen Praxis? Was und wer unterstützt die Demokratisierung, welche Hindernisse werden aufgebaut, wer wendet sich dagegen?
Diesen Fragen soll in der Veranstaltungsreihe am Beispiel von Fallstudien zur bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte nachgegangen werden. Neben der Entwicklung der Gewerkschaftsjugend gestern und heute und den Auswirkungen der Friedensbewegung auf die demokratische Kultur der Bundesrepublik wird auch die Auseinandersetzung mit der deutschen NS-Vergangenheit thematisiert. Unsere Gäste stellen ihre Forschungen vor und vertiefen ihre Thesen in einem anschließenden Gespräch mit einem Diskutanten.