"Wie souverän ist die Lehrkanzel?" Erwartungen an zukünftige Lehrformate - Prof. Dr. Michael Jäckel - University of Hamburg
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"Wie souverän ist die Lehrkanzel?" Erwartungen an zukünftige Lehrformate
Wer spricht heute noch von "elektrischer Geschwindigkeit"? Als das Thema "information society" die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften vermehrt zu interessieren begann, nutzte Marshall McLuhan diese Formulierung und wies die akademische Welt wie folgt in ihre Schranken: "Die Souveränität mancher Lehrkanzel ist unter den von der elektrischen Geschwindigkeit geschaffenen Bedingungen so rasch geschwunden wie die manch eines Nationalstaats." Der Vergleich am Ende öffnet das Spektrum der Diskussion hin zu der Frage nach den Chancen nationalen Beharrens in einer globalisierten Welt.
Nun könnte man beruhigt zur Kenntnis nehmen, dass nicht alle Lehrkanzeln betroffen zu sein scheinen. Aber McLuhan überlässt es auch anderen darüber zu befinden, wer zu der einen und wer zu der anderen Kategorie gehört. Wenn Ted Nelson dann noch die Bequemlichkeit der Verwaltung für die Einteilung der Welt in Unterrichtsfächer verantwortlich macht, ja, wer möchte denn da nicht spontan zustimmen? Beide Gedanken finden sich in Claus Pias‘ Beitrag "Eine kurze Geschichte der Unterrichtsmaschinen" (FAZ, 4.12.2013, S. N5) wieder, der einen nüchternen Blick auf variierende Vorstellungen von "wahrer Bildung" wirft.
Der Beitrag greift diese Gedanken auf und fragt nach dem Bild der Vorlesung und anderer Lehrformate, die einer solchen Einschätzung zugrunde liegen mögen. Welche Mitmach-Formen kennen wir? Welche Formen der Kollaboration sind didaktisch gut entwickelt? Wie wird in diesen Lehrformen Beteiligung gewährleistet und honoriert? Denn wer McLuhan zitiert, der sollte auch an Daniel Bell erinnern, der bereits in der ersten profunden Analyse zur Informationsgesellschaft davon sprach, dass "das erhöhte Mitspracherecht paradoxerweise meist nur das Gefühl einer größeren Frustration aus[löst]."