Die Kunst des gepflegten Gesprächs oder 'Taping it all' - das Interview als neue Textgattung in der Popmoderne - Alexandra Tacke - University of Hamburg
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- Poetik der Oberfläche. Die deutschsprachige Popliteratur der 1990er Jahre
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Die Kunst des gepflegten Gesprächs oder 'Taping it all' - das Interview als neue Textgattung in der Popmoderne
Das Interview ist eine Textsorte, die aus unserer medialen Landschaft nicht mehr weg zu denken ist. Täglich liest, hört und sieht man es. Auch in der Literatur wird das Interview gerne integriert, wobei es nicht selten auf einer Metaebene reflektiert und in seinen Strukturen ausgestellt wird. So hat nicht nur Ingeborg Bachmann das Autoreninterview in einer Passage ihres Romans Malina zum Thema gemacht, auch andere (pop- bzw. postmoderne) Autoren wie beispielsweise Rainald Goetz, der bekannt für seine Medienkritik ist, zitieren das Interview als eigenwillige Kommunikationsform; persiflieren und parodieren es. Überkommene Begriffe wie 'Autorschaft', 'Originalität' und 'Genialität' werden geschickt im Rekurs auf die Textform des Interviews dekonstruiert.
Außerdem brachte der Fall Tom Kummer das Interview als Textgattung vollends ins Rampenlicht und erinnerte daran, dass viele Popautoren Grenzgänger zwischen Journalismus und Literatur sind, die die Unterscheidung von Fakt und Fiktion nicht ganz so ernst nehmen, ja sogar zu verwischen hoffen. Das große Vorbild von Tom Kummer, anderen 'Borderline-Journalisten' und Popautoren war dabei wieder einmal Andy Warhol. Durch seinen Anspruch 'Taping it all' sowie seine lakonische Interviewtechnik hat er, wie der Vortrag zeigen wird, die gewohnten Interviewmuster offen gelegt und die nachfolgenden Popgenerationen nachhaltig geprägt.