Von Mönchen und Heuschrecken: Zur Legitimierung und Mythisierung der Kampfkunst - Sixt Wetzler - Universität Hamburg
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Von Mönchen und Heuschrecken: Zur Legitimierung und Mythisierung der Kampfkunst
In der praktischen Umsetzung erlernter Techniken muss sich der Kampfkünstler darauf verlassen, dass ihn sein Training zielführend auf den Konflikt vorbereitet hat, dass also die erlernten Techniken „richtig“ sind. Daraus folgt für die Kampfkünste abseits des eigentlichen Kampfgeschehens ein Zwang, ihre Inhalte (Bewegungsmuster, Trainingsprinzipien, taktische Grundlagen) intern (gegenüber den eigenen Praktizierenden), aber auch extern (gegenüber anderen Kampfsystemen) zu legitimieren. Solche Legitimierung erfolgt häufig über die Mythisierung von Tradition und Bewegung und weist auch im kulturübergreifenden Vergleich bemerkenswerte Parallelen auf. Mythisierung und Remythisierung bleiben auch dann von Bedeutung, wenn sich ein System vom Nahziel der unmittelbaren Kampfanwendung löst und andere Inhalte zu vermitteln sucht, die empirisch nur schwer messbar sind (Gesundheit, seelisches Gleichgewicht o.ä.). Der Vortrag soll derartige Legitimierungsstrategien exemplarisch vorstellen und deuten und bemüht sich, verbreitete Mythen und Gemeinplätze zu hinterfragen.
Sixt Wetzler ist Trainer für Pekiti Tirsia Kali und forscht an der Universität Tübingen über Kampf und Kampfkünste im mittelalterlichen Island. Seit seiner Kindheit hat Wetzler verschiedene Kampfkünste und Kampfsportarten trainiert: Karate, Wing Chun und Jiu-Jitsu, Aikido und japanischen Schwertkampf sowie Boxen und Kickboxen. Im Enshin Karate erhielt er einen schwarzen Gürtel, im Thaiboxen wurde er 2000 Deutscher Meister. Im selben Jahr kam er zum ersten mal mit dem Pekiti Tirsia Kali in Berührung, das er seit 2003 ausschließlich betreibt.