Zeit der Brandanschläge. Die rechte Gewalt der frühen 1990er Jahre in der Geschichte der Bundesrepublik - Janosch Steuwer - Universität Hamburg
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- Mehr als eine Randnotiz. Die extreme Rechte in der deutschen Gesellschaft nach 1945
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01.02.2024
Zeit der Brandanschläge. Die rechte Gewalt der frühen 1990er Jahre in der Geschichte der Bundesrepublik
Am 3. Oktober 1991 beging das frisch vereinte Deutschland in Hamburg seinen ersten Geburtstag. Mit einem Festakt und einem Bürgerfest wollte die Stadt auf Erfolge und Herausforderungen der „Wiedervereinigung“ blicken. Doch dann schob sich etwas anderes in den Vordergrund. Seit dem Pogrom von Hoyerswerda Mitte September rollte eine „Welle der Gewalt gegen Ausländer und Asylbewerber“ durch die Republik, die just am 2. Oktober 1991 auch Hamburg erfasste. Sie bildete den Beginn einer Zeit extensiver Gewalt, an deren Ende im Sommer 1993 offiziell mehr als 4.000 schwere „fremdenfeindliche Gewalttaten“ registriert worden waren, darunter über 1.200 Brandanschläge. Woher kam diese Gewalt? Und vor allem: Was machte sie mit dem neuen Land, das sich gerade auf die Suche begab, für was es zukünftig stehen wollte und wie seine Bürger:innen in ihm zusammenleben sollten? Janosch Steuwer zeigt die „Zeit der Brandanschläge“ als einen weitgehend übersehenen Schlüsselmoment unserer jüngeren Vergangenheit, an dem gesellschaftliche Debatten und politische Herausforderungen entstanden, die uns noch heute beschäftigen.
Moderation: Knud Andresen
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Die deutsche Zeitgeschichtsforschung hat - im Gleichklang mit der Mehrheit der Gesellschaft - der extremen Rechten nach 1945 lange Zeit zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Seit der Selbstenttarnung des rechtsterroristischen NSU im Jahr 2011 ist ein gesteigertes Interesse in der Gesellschaft und mit ihr auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften an der Thematik zu beobachten. Zentral ist hierbei die Einsicht, dass die extreme Rechte in der Bundesrepublik zu keinem Zeitpunkt nur eine Randnotiz war und ist. Ihre Geschichte ist vielmehr stets auf das Engste mit der Entwicklung der Gesellschaft und ihrer politischen Kultur verknüpft.
In der Vortragsreihe präsentieren sechs Historiker:innen die Ergebnisse ihrer aktuellen Forschung zur extremen Rechten. Sie sprechen über die Bedeutung von Rassismus und Antisemitismus für das rechte Denken und Handeln, über die Entwicklung des Rechtsterrorismus und das Versagen von Polizei und Staatsgewalt sowie über den Zusammenhang von rechter Gewalt, (ost-)deutscher Transformationserfahrung und Erinnerungskultur.
Die Vortragsreihe findet in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen (SHGL) statt. Beide Einrichtungen kooperieren außerdem in dem Forschungsprojekt der FZH „Hamburg rechtsaußen. Rechtsextreme Gewalt- und Aktionsformen in, mit und gegen städtische Gesellschaft 1945 bis Anfang der 2000er Jahre“.
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