Ins Gedächtnis geschrieben. Das Nachleben der Leningrader Blockade als kollektive Gewalterfahrung - Prof. Dr. Anja Tippner, Dr. phil. Olga Sturkin - University of Hamburg
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- F.5 - Geisteswissenschaften
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- Der Faktor Zeit. Neue Interdisziplinäre Perspektiven auf die Gewaltforschung
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Ins Gedächtnis geschrieben. Das Nachleben der Leningrader Blockade als kollektive Gewalterfahrung
Wie prägt Zeitlichkeit Konzeptionen und Wahrnehmungen von Gewalt? Der Attentäter von Halle zum Beispiel stellte sich mit seinem Angriff auf die jüdische Gemeinde an einem hohen Feiertag in eine jahrhundertelange Tradition antijudaistischer Gewalt. Noch im Auto hörte er rechtsextremen Rap. Zeitgleich übertrug er seine Taten ins Internet. Die Bilder zeigen einen Mann, der glaubt, er besäße alle Zeit der Welt. Währenddessen erlebten die in der Synagoge Anwesenden die Minuten des bangen Wartens, ob die Tür halten würde, als endlos. Opfer derartiger Gewalttaten teilen ihre Lebensgeschichte oft in die Zeit vor dem Anschlag und die Zeit danach ein. Im Fall von Halle fragen sie sich auch, was die Zukunft ihnen als Juden in der Bundesrepublik bringen wird.
Schon dieses aktuelle Beispiel zeigt: Zeitlichkeit als eine der Grundkonstanten menschlicher Existenz übt einen entscheidenden Einfluss auf Planung, Gestalt, Ausübung, Erfahrung, aber auch Deutung von Gewaltphänomenen aus. Aus unterschiedlichen fachwissenschaftlichen Perspektiven widmen sich die Vorträge diesem bislang in der Gewaltforschung wenig beachteten „Faktor Zeit“.
Koordination: Prof. Dr. Birthe Kundrus, Deutsche Geschichte / Prof. Dr. Werner Rieß, Alte Geschichte, beide Fachbereich Geschichte, Forschungsgruppe Gewalt-Zeiten, Universität Hamburg