"Achtung, Achtung, hier sprechen die Massen – Schmidt und Apel sind entlassen" - Dr. Claudia Kemper, Sabine Bamberger-Stemmann, Jan Hansen - University of Hamburg
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- „Wahlen allein machen noch keine Demokratie“ Gespräche zur Geschichte der Bundesrepublik
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"Achtung, Achtung, hier sprechen die Massen – Schmidt und Apel sind entlassen"
"Achtung, Achtung, hier sprechen die Massen – Schmidt und Apel sind entlassen"
Friedensbewegung und politischer Streit in der Bundesrepublik der 1980er Jahre
Claudia Kemper (Hamburger Institut für Sozialforschung) und Jan Hansen (Humboldt-Universität zu Berlin) im Gespräch mit Sabine Bamberger-Stemmann (Landeszentrale für politische Bildung Hamburg)
(Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg)
Der politische Streit gehört zur bundesdeutschen Demokratiegeschichte. So erschütterte in den frühen 1980er Jahren die Kontroverse um den NATO-Doppelbeschluss und die Nachrüstung die westdeutsche Gesellschaft. Zwei neu erschienene Bücher widmen sich den Debatten und dem markanten sozialen Phänomen „Friedensbewegung“. Claudia Kemper untersucht eine Ärzteorganisation, die sich 1980 gründete und zu einer wichtigen Teilgruppe der Bewegung wurde. Jan Hansen analysiert den innerparteilichen Konflikt in der deutschen Sozialdemokratie, die gespalten war zwischen der Politik ihres Kanzlers Helmut Schmidt und der Friedensbewegung. Beide Arbeiten zeigen zum einen, wie die sehr unterschiedlichen Gruppen und Motive der Friedensbewegung zusammenfanden, aber auch untereinander stritten. Zum anderen wird deutlich, wie sich im politischen Streit gesellschaftliche Grundkonflikte spiegeln: Wie lässt sich in unsicheren Zeiten eine sichere Zukunft gestalten? Wie können politische Entscheidungen getroffen werden, wenn sich die Meinungen fundamental gegenüberstehen? Der Konflikt um die atomare Rüstung und die Rolle der Bundesrepublik im Kalten Krieg bietet nicht nur weiterführende Erkenntnisse über die Bedingungen, unter denen Protest und Debatte in den 1980er Jahren stattfanden, sondern auch höchst anschauliche Einblicke in ein lebendiges Stück Zeitgeschichte.
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1969 beschwor Willy Brandt in seiner Regierungserklärung die deutsche Gesellschaft „Wir wollen mehr Demokratie wagen“, 2009 ermahnte der amerikanische Präsident in einer Rede vor ägyptischen Studierenden, dass „Wahlen allein […] noch keine Demokratie“ machen. Beide Politikern wollten daran erinnern, dass Demokratie ‚gemacht‘ werden muss - von Gruppen, von Einzelnen, von organisierten Verbänden, nur dann kann sie lebendig sein.
Wie aber wird Demokratie zu einer politischen und gesellschaftlichen Praxis? Was und wer unterstützt die Demokratisierung, welche Hindernisse werden aufgebaut, wer wendet sich dagegen?
Diesen Fragen soll in der Veranstaltungsreihe am Beispiel von Fallstudien zur bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte nachgegangen werden. Neben der Entwicklung der Gewerkschaftsjugend gestern und heute und den Auswirkungen der Friedensbewegung auf die demokratische Kultur der Bundesrepublik wird auch die Auseinandersetzung mit der deutschen NS-Vergangenheit thematisiert. Unsere Gäste stellen ihre Forschungen vor und vertiefen ihre Thesen in einem anschließenden Gespräch mit einem Diskutanten.