Consuming Japaneseness in the Tea Room. Between the Ordinary and Extra-Ordinary - Prof. Kristin Surak - University of Hamburg
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Consuming Japaneseness in the Tea Room. Between the Ordinary and Extra-Ordinary
Consuming Japaneseness in the Tea Room. Between the Ordinary and Extra-Ordinary
A Lecture by Prof. Kristin Surak, PhD. (University of London)
Nations are made real not only through concrete symbols, icons, and institutions, but also through lived experiences. The tea ceremony, tracing a picaresque history from Buddhist temples through high power politics to arrive in homes, and schools today, offers fertile ground for exploring the production and reproduction of nations at a phenomenological level though rituals of eating and drinking. This talk examines how cultural practices can become sites for sensing, enacting, and even embodying the nation through experiences that tread a border between the ordinary and extra-ordinary. A simultaneous familiarity and apartness enables an experience to take on significances — here, national resonances — beyond itself. To explore this process, this presentation takes up the tea ceremony as a practice that facilitates a concentrated experience of Japaneseness within Japan. It examines how the spaces, objects, and practices of the tea ceremony bear both similarities to, but yet are fundamentally different from, mundane counterparts in everyday life. The social ritual transforms the most elementary activities — standing, walking, drinking — into the “proper” or “correct” forms from which commonplace variants putatively derive. The tea ceremony can be interpreted and experienced as Japanese precisely because it is different — but not completely removed – from more mundane life. This disjuncture, as the tea ceremony transforms the ordinary into the extra-ordinary, demands an attentiveness that sustains what many practitioners call a “Japanese experience.”
Kristin Surak is Associate Professor of Japanese Politics at SOAS, University of London. She specializes in international migration, nationalism, culture, and political sociology. 2015 to 2016, she was a member of the Institute for Advanced Study at Princeton. Her book Making Tea, Making Japan: Cultural Nationalism in Practice (Stanford University Press, 2013) received the Outstanding Book Award from the American Sociological Association’s Section on Asia. She has published in numerous academic and intellectual journals and received numerous awards and fellowships for her work. She comments regularly for the BBC, Deutsche Welle, Al Jazeera, and Radio France International. Before joining SOAS, she taught at UCLA and at the University of Duisburg-Essen. Currently, her research compares migration regimes and temporary migrant labor programs in East Asia and across the globe.
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Der bewusste Umgang mit Nahrung ist von zentraler Bedeutung für ein in buddhistischem Sinne gut geführtes Leben. Ebenso wie für andere Religionen zielen Essen und Trinken auch hier auf mehr ab als auf bloße Nahrungsaufnahme und den Erhalt des körperlichen Daseins. Speise und Trank werden vielmehr spirituelle, soteriologische und soziale Dimensionen zugesprochen, und innerhalb des religiösen Sinnsystems erfüllen sie wesentliche Funktionen. Um nur einige Beispiele aus der buddhistischen Religionsgeschichte herauszugreifen: In den Frühformen der buddhistischen Glaubensgemeinschaft waren die Mönche und Nonnen hinsichtlich ihrer Ernährung auf Almosen von Laien angewiesen, und diese Gabe von Speisen stellte zugleich auch die engste Anbindung der monastischen Gemeinschaften an die Welt der Laien dar. Als Opfergaben – vor japanischen Buddha-Altaren werden zum Beispiel üblicherweise Früchte und Reiswein dargebracht – sind Lebensmittel ebenso ein Bindeglied zwischen dem transzendenten und dem diesseitigen Bereich. Vielfach symbolisiert der gemeinsame Verzehr von Speise und Trank die Zusammengehörigkeit der saṃgha und sichert den Fortbestand des Buddhismus als sozialer Institution. Wie in den „Regulatorien der Reinheit“ in ostasiatischen Chan/Zen-Klöstern betont wird, bietet in paradigmatischer Art und Weise die Produktion und Zubereitung von Speisen und Getränken Gelegenheit, eine umfassende Achtsamkeit zu schulen und das alltägliche Verhalten zur religiösen Übung zu transformieren. Formen des Verzichts auf Nahrung wiederum – sei er grundsätzlicher Art wie im Falle des Verbots bestimmter Lebensmittel in den Ordensregeln oder temporär, aber total wie während des Rückzugs in die asketische Selbstkasteiung – unterstreichen die Bedeutung von Essen und Trinken für das religiöse und kulturelle Selbstverständnis.
Die Vorlesungsreihe „Buddhistische Perspektiven auf Essen und Trinken. Ethische, soteriologische und kulturgeschichtliche Aspekte“ des Numata Zentrums für Buddhismuskunde an der Universität Hamburg im Sommersemester 2016 diskutiert den buddhistischen Umgang mit Nahrung im Spannungsfeld zwischen sozialen Konventionen und individuellem Heilsstreben, zwischen normativer Dogmatik und ritueller Effizienz.
In seinem Eröffnungsvortrag geht Prof. em. Dr. Lambert Schmithausen (Hamburg) der Frage nach, welche ethischen, asketisch-spirituellen und sozialen Motive im indischen Buddhismus zu Einschränkungen des Fleischverzehrs und schließlich zu einer konsequent vegetaristischen Richtung führten. Prof. Dr. Ann Heirman (Gent) umreißt die Parameter, die zu einer Kodifizierung des Verbots bestimmter Nahrungs- und Genussmittel nicht nur in den Ordensregeln des chinesischen Buddhismus, sondern auch darüber hinaus in der säkularen Strafgesetzgebung führte, und wirft so ein neues Licht auf das Verhältnis von klerikalen und weltlichen Autoritäten. Der hochgradig ästhetisierte und sprichwörtlich gewordene buddhistische Charakter der Teezeremonie wird von Prof. Dr. Kristin Surak (London) in Frage gestellt; ihre Analyse japanischer Tee-Rituale begreift diese zuvorderst als Bausteine in der zielgerichtete Konstruktion einer einzigartigen nationalen Identität. Der Abschlussvortrag von Prof. Dr. Klaus Vollmer (München) verknüpft mit Blick auf das Thema des Fleischverzehrs in der Geschichte und Gegenwart Japans die Fragen nach ethischer Verantwortlichkeit, religiösem Ideal und sozialer Praxis sowie der identitätsstiftenden Funktion von Nahrung.
Die Vorträge finden montags, 18 Uhr – 20 Uhr c. t. im Raum 221 des Asien-Afrika-Instituts der UHH, Edmund Siemers-Allee 1, Flügel Ost, statt.
18.04.2016
Fleischverzehr und Vegetarismus im indischen Buddhismus
Prof. em. Dr. Lambert Schmithausen (Hamburg)
06.06.2016
The Consumption of Forbidden Food in Chinese Buddhism
Prof. Dr. Ann Heirman (Gent)
27.06.2016
Consuming Japaneseness in the Tea Room. Between the Ordinary and Extra-Ordinary
Prof. Kristin Surak, PhD. (London)
04.07.2016
Tötungsverbot und Fleischgenuss in Japan
Prof. Dr. Klaus Vollmer (München)
Vortragssprachen sind Deutsch oder Englisch. Alle Interessierten sind herzlich willkommen! Der Eintritt bei allen Vorträgen ist frei.