Schleswig-Holsteins düsteres Erbe. Kontinuitäten im Landtag nach 1945 - Kirsten Heinsohn, Uwe Danker, Detlef Garbe - Universität Hamburg
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Schleswig-Holsteins düsteres Erbe. Kontinuitäten im Landtag nach 1945
Donnerstag, 24.11.2016, 18.30 Uhr
Schleswig-Holsteins düsteres Erbe. Kontinuitäten im Landtag nach 1945
Uwe Danker (Institut für schleswig-holsteinische Zeit - und Regionalgeschichte (IZRG) der Europa-Universität-Flensburg) im Gespräch mit Detlef Garbe (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)
Moderation: Kirsten Heinsohn (FZH)
(Kooperation mit dem IZRG)
Im Auftrag des Kieler Landtags hat das IZRG das Projekt „Geschichtswissenschaftliche Aufarbeitung der personellen und strukturellen Kontinuität nach 1945 in der schleswig-holsteinischen Legislative und Exekutive“ durchgeführt. So sperrig der Titel, so drastisch die nun vorgelegten Ergebnisse: Ein Drittel aller vom Alter her infrage kommenden Landtagsabgeordneten von 1946 bis heute waren ehemals Mitglieder der NSDAP, bedeutend mehr als in Vergleichsländern wie Bremen oder Niedersachsen. Die Landesregierungen in Schleswig-Holstein waren bis in die 1970er Jahre mit bis zu drei Viertel ehemaligen „Parteigenossen“ noch stärker vorbelastet. – Zeichen für ein düsteres Erbe, aus dem sich neue Schlussfolgerungen für die Nachkriegsgeschichte Schleswig-Holsteins ziehen lassen ?
Projektleiter Uwe Danker wird berichten, wie die Forscher versuchten, mit neuer Methodik die tatsächliche Aktivität der insgesamt betrachteten 390 LandespolitikerInnen im Nationalsozialismus zu fassen und möglichst differenziert einzuordnen. Er wird außerdem danach fragen, ob und was derartige Erhebungen an neuen Erkenntnissen für die Zeit nach 1945 liefern – und was sie eben nicht leisten können.
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1969 beschwor Willy Brandt in seiner Regierungserklärung die deutsche Gesellschaft „Wir wollen mehr Demokratie wagen“, 2009 ermahnte der amerikanische Präsident in einer Rede vor ägyptischen Studierenden, dass „Wahlen allein […] noch keine Demokratie“ machen. Beide Politikern wollten daran erinnern, dass Demokratie ‚gemacht‘ werden muss - von Gruppen, von Einzelnen, von organisierten Verbänden, nur dann kann sie lebendig sein.
Wie aber wird Demokratie zu einer politischen und gesellschaftlichen Praxis? Was und wer unterstützt die Demokratisierung, welche Hindernisse werden aufgebaut, wer wendet sich dagegen?
Diesen Fragen soll in der Veranstaltungsreihe am Beispiel von Fallstudien zur bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte nachgegangen werden. Neben der Entwicklung der Gewerkschaftsjugend gestern und heute und den Auswirkungen der Friedensbewegung auf die demokratische Kultur der Bundesrepublik wird auch die Auseinandersetzung mit der deutschen NS-Vergangenheit thematisiert. Unsere Gäste stellen ihre Forschungen vor und vertiefen ihre Thesen in einem anschließenden Gespräch mit einem Diskutanten.