„Bürgerliche Vergnügungskultur“ in der sozialistischen Stadt? Betrachtungen zur „Hochkultur“ im Dresden der Nachkriegszeit - Martin Reimer - Universität Hamburg
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- Öffentlich, populär, egalitär? Soziale Fragen des städtischen Vergnügens 1890-1960
Videokatalog
„Bürgerliche Vergnügungskultur“ in der sozialistischen Stadt? Betrachtungen zur „Hochkultur“ im Dresden der Nachkriegszeit
Öffentlich, populär, egalitär?
Soziale Fragen des städtischen Vergnügens 1890-1960
9. bis 11. Februar 2017
Veranstalter:
Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
und Forschungsstelle Mediengeschichte Hamburg
Mit freundlicher Unterstützung von
Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung
Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius
Vergnügen zu erleben, war immer auch mit Reichtum und Armut sowie mit sozialen Regeln und Normen verknüpft. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert erweiterten sich für breite Massen schrittweise die Möglichkeiten des Vergnügens. Arbeitszeiten sanken und Löhne stiegen. Dadurch eröffneten sich auch ärmeren Bevölkerungsschichten Chancen auf soziale Teilhabe in ihrer Freizeit. Sozialhistorische Veränderungen korrespondierten also nachhaltig mit dem Angebot von und der Nachfrage nach Vergnügungen. Zugleich stritten Politiker, Praktiker und Wissenschaftler wiederholt über wachsende „Frei-Zeiten“ fern von Erwerbsarbeit und über den sozialen Stellenwert von Vergnügen. Der Boom der 1950er Jahre verstärkte diese Diskussionen noch.
Die Tagung geht diesem Spannungsverhältnis zwischen einer Geschichte des Vergnügens und einer sozialen Geschichte der Stadt für den Zeitraum von 1890 bis 1960 nach. Konnten städtische Vergnügungsorte soziale Regeln zeitweise außer Kraft zu setzen? Wie wirkten sich politische Unterschiede auf das Verhältnis zwischen vergnüglichen und sozialen Fragen aus? Wie verhielten sich Vergnügungen zu sozialen Krisen- und Prosperitätserfahrungen? Welche Freiräume und Schranken schufen Kriegs- und Friedenszeiten? Egalisierten Vergnügungen die Nachkriegsgesellschaften in Ost und West? Welche Rolle spielten dabei Westernisierung, Amerikanisierung oder der Sozialismus?
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung diskutieren die gesellschaftspolitische Bedeutung des scheinbar unpolitischen Vergnügens. Die Langzeitperspektive ermöglicht es, den „Aufbruch in die Moderne“ im Feld des öffentlichen städtischen Vergnügens sozial- und kulturgeschichtlich zu hinterfragen und seine längerfristige Wirkung empirisch zu überprüfen.
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Öffentlich, populär, egalitär?
Soziale Fragen des städtischen Vergnügens 1890-1960
9. bis 11. Februar 2017
Veranstalter:
Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
und Forschungsstelle Mediengeschichte Hamburg
Mit freundlicher Unterstützung von
Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung
Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius
Vergnügen zu erleben, war immer auch mit Reichtum und Armut sowie mit sozialen Regeln und Normen verknüpft. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert erweiterten sich für breite Massen schrittweise die Möglichkeiten des Vergnügens. Arbeitszeiten sanken und Löhne stiegen. Dadurch eröffneten sich auch ärmeren Bevölkerungsschichten Chancen auf soziale Teilhabe in ihrer Freizeit. Sozialhistorische Veränderungen korrespondierten also nachhaltig mit dem Angebot von und der Nachfrage nach Vergnügungen. Zugleich stritten Politiker, Praktiker und Wissenschaftler wiederholt über wachsende „Frei-Zeiten“ fern von Erwerbsarbeit und über den sozialen Stellenwert von Vergnügen. Der Boom der 1950er Jahre verstärkte diese Diskussionen noch.
Die Tagung geht diesem Spannungsverhältnis zwischen einer Geschichte des Vergnügens und einer sozialen Geschichte der Stadt für den Zeitraum von 1890 bis 1960 nach. Konnten städtische Vergnügungsorte soziale Regeln zeitweise außer Kraft zu setzen? Wie wirkten sich politische Unterschiede auf das Verhältnis zwischen vergnüglichen und sozialen Fragen aus? Wie verhielten sich Vergnügungen zu sozialen Krisen- und Prosperitätserfahrungen? Welche Freiräume und Schranken schufen Kriegs- und Friedenszeiten? Egalisierten Vergnügungen die Nachkriegsgesellschaften in Ost und West? Welche Rolle spielten dabei Westernisierung, Amerikanisierung oder der Sozialismus?
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung diskutieren die gesellschaftspolitische Bedeutung des scheinbar unpolitischen Vergnügens. Die Langzeitperspektive ermöglicht es, den „Aufbruch in die Moderne“ im Feld des öffentlichen städtischen Vergnügens sozial- und kulturgeschichtlich zu hinterfragen und seine längerfristige Wirkung empirisch zu überprüfen.
Freitag, 10.2.2017
9:00 Uhr
Begrüßung und Einführung: Alina Laura Tiews (Hamburg) und Yvonne Robel (Hamburg)
Daniel Morat (Berlin): Hereinspaziert! Städtisches Vergnügen zwischen sozialer Integration und urbaner Distinktion
10:15 Uhr Kaffeepause
10:30 Uhr Angebote für ‚Jedermann‘?
Lisa Kosok (Hamburg): Soziale Topografien städtischen Vergnügens
Kristina Vagt (Hamburg): Vergnügen vor blühender Kulisse. Publikumsmagnet Gartenschau
Alina Laura Tiews (Hamburg): „Wir essen keine republikanische Arbeiterwurst!“. Besucher des Hamburger Doms
Moderation: Knud Andresen (Hamburg)
12:30 Uhr Mittagspause
13:30 Uhr Soziale Realitäten hinter den Kulissen
Susann Lewerenz (Hamburg): Migrantische „Völkerschauen“ der 1920er- und 1930er-Jahre. Kultur- und sozialgeschichtliche Perspektiven
Martin Rempe (Konstanz): Das Vergnügen der Anderen. Unterhaltungsmusiker avant la lettre im Kaiserreich
Antje Dietze (Leipzig): Maßnahmen zur Hebung des Standes. Strategien von Unternehmern des Vergnügungsgewerbes im deutschsprachigen Raum (1880-1930)
Moderation: Kirsten Heinsohn (Hamburg)
15:30 Uhr Kaffeepause
16:00 Uhr Soziale Grenzen des Vergnügens
Klaus Nathaus (Oslo): Interaktion im öffentlichen Vergnügungsraum. Entwicklungstendenzen von der Kommerz- zur Massenkultur (ca. 1900-1939)
Julia Sneeringer (New York): Große Freiheit 36. Youth, Music and the Policing of Social Boundaries in Hamburg St. Pauli
Fabian Brändle (Zürich): Wie Not erfinderisch machte. Strategien von schweizerischen Kindern und Jugendlichen aus Unterschichten, an der großstädtischen Vergnügungskultur zu partizipieren (1890-1945)
Moderation: Judith Ellenbürger (Hamburg)
19:00 Uhr Abendessen
Sonnabend, 11.2.2017
9:00 Uhr Kaspar Maase (Tübingen): „Wille zum Vergnügen“ und Vermarktlichung der Vergnügungen. Zur historischen Dynamik kultureller Egalisierung in Städten
9:45 Uhr Kaffeepause
10:00 Uhr Vergnügen und soziale Identitäten
Sönke Friedreich (Dresden): Vergnügen in der „Emporkömmlingsstadt“. Soziale Scheidelinien in der populären Kultur Plauens im frühen 20. Jahrhundert
Martin Reimer (Dresden): „Bürgerliche Vergnügungskultur“ in der sozialistischen Stadt? Betrachtungen zur „Hochkultur“ im Dresden der Nachkriegszeit
Eva Gajek (Gießen): Exklusives Vergnügen. St. Moritz und seine städtischen Ordnungsstrukturen
Moderation: Alina Laura Tiews (Hamburg)
12:00 Uhr Kaffeepause mit Imbiss
12:30 Sozial kodierte Diskurse des vergnüglichen Lebens
Anne Kurr (Hamburg): Unverdientes Vergnügen? Mediale Figuren der Oberschicht in der frühen Bundesrepublik
Erik Koenen (Bremen): Städtische Freizeit als Medienvergnügen. Überlegungen zur sozialen Geschichte urbaner Mediennutzung (1890-1930)
Moderation: Yvonne Robel (Hamburg)
13:45 Uhr Schlussdiskussion