Schlusskommentar - Prof. Dr. Irene Neverla - University of Hamburg
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- F.2 - Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
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- Symposium Mediendemokratie 2017: Öffentlichkeit im Emotionsmodus. Wendezeiten im wissenschaftlichen und journalistischen Diskurs
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Schlusskommentar
Ein interdisziplinärisches Symposium anlässlich der Emeritierung von Prof. Dr. Irene Neverla
Öffentliche Kommunikation in der modernen Mediengesellschaft sollte – so das normative Wunschbild – rein rational geleitet sein. Nicht erst heute, aber heute massiv und unübersehbar erleben wir eine andere Realität. Öffentliche Kommunikation schlägt vielerorts um in den Emotions- und Affektmodus. Die Übereinkunft, nach faktenbasierter und respektvoller Diskussion zu einem vernunftgeleiteten Konsens unter Gleichberechtigten zu gelangen, scheint über Bord geworfen. All dies nicht nur an Stammtischen und in Unterhaltungs- und Boulevardmedien, sondern gelegentlich auch in Qualitätsmedien, und ohnehin in den Online-Kommentaren der Nutzer.
Das Mediensymposium versucht, diese Entwicklung einzuordnen und in ihrer Widersprüchlichkeit zu verstehen. Denn es gibt auch gegenläufige Entwicklungen, etwa neuerdings der Aufmerksamkeitsgewinn der Qualitätsmedien. Und die Debatte um Hassreden in den Social Media verdeckt, wie sehr die Social Media doch auch ein Mehr an Partizipation und breiter Diskussion ermöglicht haben. Die Entwicklung ist nicht nur als dystopischer Verfall, sondern auch als Teil eines der Aufklärung inhärenten, dialektischen Prozesses zu verstehen. Neu und kritisch zu durchdenken ist die grundlegende Annahme einer Dichotomie von Ratio und Emotion; die Vorstellung dass Emotionen und Affekte im öffentlichen und insbesondere auch im wissenschaftlichen Diskurs ausgrenzbar sind zugunsten einer Blüte der Vernunft; dass Wissenschaft und Journalismus in reiner Objektivität agieren können; dass Demokratie linear und unumkehrbar voranschreitet. Lässt sich der Emotionsmodus öffentlicher Kommunikation neu interpretieren? Sind dann auch Erkenntnis- und Vermittlungskonzepte in Wissenschaft und Journalismus neu zu gestalten?
Im Symposium werden Fachleute aus Journalistik- und Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft und naturwissenschaftlicher Klimaforschung solche Fragen behandeln. Das wissenschaftlich generierte Thema Klimawandel, und die mühsam erkämpfte globale Politik zur Eindämmung von Klimawandel, die aber anhaltend in Frage gestellt wird, stellen hier passende Beispiele dar. Abstracts aller erwarteten Beiträge gibt es hier als *.pdf. Den vollständigen Vortrag von Christina Landfried "Kulturelle Voraussetzungen der Mediendemokratie im 21. Jahrhundert" gibt es zum Herunterladen als *.pdf.
Das Symposium wurde ausgerichtet vom Fachgebiet Journalistik und Kommunikationswissenschaften der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, mit Unterstützung des Exzellenzclusters CliSAP an der Universität Hamburg und von Pro Journal e.V.
Videoproduktion: eLearning-Büro der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften