Begrüßung der TeilnehmerInnen der Tagung durch Kirsten Heinsohn.
Eine Einführung in das Tagungsthema durch Knud Andresen.
Inhalt der Tagung
Die politische Geschichte der Arbeiterbewegung war im 20. Jahrhundert auch von ihrer Spaltung geprägt. In der Weimarer Republik entstanden aus Abspaltung von SPD und KPD die sogenannten "Zwischengruppen", kleinere Gruppierungen wie die KPO, SAP, oder der Leninbund. Was blieb 1945 nach den Jahren der Verfolgung und des Exils von diesen häufig intellektuell kraftvollen, aber politisch meist einflusslosen Gruppen? Wie wirkten die Akteure nach 1945, welche Netzwerke oder Organisationen wurden wiederbelebt? Warum erhielten gerade die Zwischengruppen in der Neuen Linken seit den 1960er Jahren erneut Aufmerksamkeit? Waren sie eine Art "Neue Linke" avant la lettre, oder galten sie den Nachgeborenen vor allem als nicht durch Macht und Regierungsbeteiligung korrumpiert und daher intellektuell attraktiv? In den Beiträgen der Konferenz wird nach intellektuellen, aber auch politischen Einflüssen und biografischen Zugängen gefragt. So können Ort und Einfluss der ehemaligen Angehörigen der Zwischengruppen und ihrer politischen Konzeptionen in der Bundesrepublik und der DDR sowie Ausstrahlungen nach Osteuropa erkundet werden.
Im Archiv der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) befinden sich die Bestände der KPO, die meist von der Gruppe Arbeiterpolitik gesammelt wurden.
Programm der Tagung
Begrüßung und Einführung
Kirsten Heinsohn und Knud Andresen
Sektion 1 - Kontinuitäten und Rezeption
Marcel Bois: Vergessen, verdrängt, und wiederentdeckt. Zur Rezeption des Linkskommunismus der Zwischenkriegszeit in der Bundesrepublik
Willy Buschak: Kontinuitäten und Brüche im europäischen Linkssozialismus nach 1945
Moderation: Axel Schildt
Sektion 2 - Der Blick in den globalen Süden
Natalija Dimic: Forging an Ideological Alliance: Yugoslavia and German Left Sozialists in the Late 1940s and Early 1950s
Michael Frey: Ideologische Brücken zwischen den dreißiger und sechziger Jahren? Trotzkistische Intellektuelle, die entstehende Neue Linke und der (geteilte) Weg in die Dritte Welt
Moderation: Knud Andresen
Öffentliche Abendveranstaltung - Heinrich Brandler und Theodor Bergmann
Jens Becker: Heinrich Brandler - Anmerkungen zum 50. Todestag
Mario Keßler: Theodor Bergmann - Kommunistischer Kritiker des Sowjet-Kommunismus (1916 - 2017)
Moderation: Ralf Hoffrogge
Sektion 3 - Osteuropäische Auseinandersetzung
Martina Metzger: Die Kontakte der DDR-Dissidenten Robert Havemann und Wolf Biermann zu westeuropäischen linken Zwischengruppen und gleichgesinnten Exilkommunisten in den 1970er bis 1980er Jahren
Dirk Mathias Dalberg: Die tschechische "Bewegung der revolutionären Jugend" und ihre ideologischen Verbindungen zu deutschen linken Zwischengruppen
Moderation: Uwe Sonnenberg
Sektion 4 - Biografische Dimensionen in etablierten Organisationen
Jens Becker: "Die Arbeiterbewegung (...) hat sich die große Aufgabe gestellt, unsere Gesellschaftsordnung zu verbessern und umzugestalten." Otto Brenners Politik- und Gewerkschaftsansatz in der frühen Bundesrepublik
Philipp Kufferath: Netzwerke, Lernprozesse und Traditionsstiftung. Peter von Oertzen und die Erfahrungswelten der Weimarer Zwischengruppen nach 1945
Moderation: Yvonne Robel
Sektion 5 - Biografische Dimensionen außerhalb etablierter Organisationen
Michael Buckmiller: Wolfgang Abendroth - Von der "Freien sozialistischen Jugend" zur linkssozialistischen Erneuerung in der Bundesrepublik
Hartmut Rübner: Antiautoritäre Jugend, Freidenkerwiderstand und Heimatlose Linke. Der Grenzgänger Fritz Parlow (1905 - 1983)
Moderation: Mario Keßler
Abschlussdiskussion
