Selbstverwirklichung in der Beziehung? Zur Therapeutisierung von Ehe und Familie seit den späten 1960er Jahren - Jens Elberfeld - Universität Hamburg
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Selbstverwirklichung in der Beziehung? Zur Therapeutisierung von Ehe und Familie seit den späten 1960er Jahren
Dass sich Geschlechterrollen und Beziehungsleitbilder seit den 1960er Jahren nicht nur in Westdeutschland verändert haben, ist heute ein Gemeinplatz zeithistorischer Forschung. Wie dieser Wandel aber zu erklären und vor allem wie er zu bewerten ist, bleibt umstritten. Im Vortrag wird die These vertreten, dass die rasant zunehmende Verbreitung von Psychowissen eine wichtige Rolle für den Wandel spielte. Mit Blick auf Paar- und Familientherapie wird gezeigt, wie deren Konzepte und Methoden darauf abzielten, sich von starren Rollenzuschreibungen und hierarchischen Beziehungsmustern zu lösen. Stattdessen wurden Wahrnehmungs- und Verhaltensweisen vermittelt, die individuelle Autonomie innerhalb einer flexiblen, auf Aushandlung basierenden Partnerschaft ermöglichen sollten. Verkürzt wäre es, dies einfach als Liberalisierung und Demokratisierung zu verstehen. Vielmehr waren damit neue Normen verknüpft, wie die Aufforderung zur steten Arbeit an sich selbst bzw. an der Beziehung.
Moderation: Yvonne Robel
--- Die Vortragsreihe stellt jüngere Forschungsprojekte und aktuelle Themenfelder der zeitgeschichtlichen Geschlechterforschung vor. Die Vorträge befassen sich mit Frauen- und Frauenbewegungsgeschichte(n), Männlichkeiten und Konzepten von Paarbeziehungen und Familie.